Der Bericht über die Verlegung des Nachrichtenkabels durch den Atlantik in der Bordzeitung der Marinekameradschaft Frankfurt, brachte mich darauf über den genialen Konstrukteur der "Great Eastern" Isambard Kingdom Brunel weitere Informationen zusammenzutragen.
Great Britain, L= 98 m, 3600 to
Great Eastern, L=211m, 32000 to.
im Größenvergleich.
Baumaterial Great Western: Holz
Great Western, L= 72 m, 2300 to
Die Great Eastern, 1854 als "Leviathan" in London
kielgelegt, war seinerzeit mit 18915 BRT, 210 Meter Länge
und 25 Meter Breite das größte Schiff der Welt. Der
erste deutsche Schraubendampfer "Borussia" mit 2130 BRT im
Jahre 1855 von der Hapag in Dienst gestellt konnte beinahe als
Beiboot dieses Riesen gelten. Für den Passagierverkehr
(4000 Passagiere) seinerzeit viel zu groß, brachte diesen
Giganten erst der Umbau zum Kabelleger für das erste Altlantikabel, einer sinnvollen
Verwendung zu.
Die Great Eastern war das einzige Schiff,
das die gesamte Kabellänge von 2500 Meilen aufnehmen
konnte.
Das Gewicht dieses Kabels von 4000 t lässt sich aus dem
verbrauchten Material erahnen: Die ganze Länge des
Kupferdrahtes beträgt 25000 Meilen, des Eisendrahtes 35
000 Meilen, und der Hanfstränge sogar 400 000 Meilen.
Und nun zum Konstrukteur dieses Ozeanriesen:
Isambard Kingdom Brunel wurde als Sohn des Sir Marc
Isambard Brunel, 1806 in Portsmouth geboren.
Der Vater Marc Brunel floh vor der französischen Revolution
in die Vereinigten Staaten bevor er 1799 nach England kam.
Wegen seiner Verdienste, die erste industrielle Fertigung von
Tauwerksblöcken für die Marine, der Bau des noch
heute in Betrieb befindlichen Themsetunnels (Erfindung des
Schildvortriebes) bei London und anderer maritimer Bauten,
wurde Marc Brunel 1841 in den Adelstand erhoben.
Der junge Isambard erhielt seine Ausbildung nahe Brigthon und
später am "College Henri Quatre" in Paris. 1826 stellte
ihn sein Vater beim Bau des Themsetunnels als bauleitender
Ingenieur ein. Im Jahre 1831 zum Chefingenieur der Bristol
Docks ernannt, entwarf und baute er Docks in Plymouth,
Cardiff, Brentfort und Milford Haven.
1833 mit 27 Jahren, ernannte man ihn zum Chefingenieur der
Great Western Eisenbahngesellschaft. Entgegen der
Standardbreite von 1,55 m führte er hier 2,2 m (1,435 m
und 2,14 m, berichtigt durch Modelleisenbahner Bernhard Rieger
www.BernhardRieger.de
) Schienenbreite ein. Brunel war für den Bau von mehr als
1500 Streckenkilometer in den Westlands, Midlands,
Südwales und Irland verantwortlich.
Unter anderen bedeutenden von Brunel geplanten Bauten
möchte ich die Royal Albert Bridge über den
Tamar bei Plymouth herausgreifen.
Diese Eisenbahnbrücke hatte mich auf einer Urlaubsreise
durch Südengland fasziniert, und auf den genialen
Konstrukteur Isambard Brunel aufmerksam
gemacht.
Als 1844 die Great Western Bahnlinie Plymouth
erreichte, war der Weiterbau nach Westen noch völlig
offen. Das breite Tal des Flusses Tamar schien für die
Eisenbahn unüberwindbar. Um die Sicherheit des
Schiffsverkehrs nicht zu beeinträchtigen verlangte die
Admiralität eine Mindesthöhe von 100 Fuß (ca 30
Meter), sowie ein freie Durchfahrtsbreite von 455 Fuß.
Dies schien bei einer Wassertiefe von 25 Meter damals nicht
möglich. Isambard Brunels Lösung sah eine Brücke
mit nur einem Pfeiler im tiefen Wasser vor. Zwei Spannen von je
139 m Länge werden von gebogenen Röhren mit
elliptischem Querschnitt getragen. Um den Bau des zentralen
Fundamentes des Brückenpfeilers in 25 Meter Wassertiefe
herzustellen, bediente Brunel sich eines Eisenzylinders
(Caissons) der im Flussbett abgelassen, unter hohem
Luftdruck das Eindringen des Wassers verhinderte, und so den
Bau des Fundaments ermöglichte. Nach Fertigstellung der
Pfeiler wurde die 1060 Tonnen schwere Brücke am 1.
September 1857 mittels zweier Pontons angehoben, über die
Bucht gezogen und auf die Pfeilerfundamente abgesetzt.
Am 2. Mai 1859 im Jahr seines Todes wurde die "Royal Albert
Bridge" eröffnet. Auch nach 145 Jahren fahren die
Züge über Brunels letztes Meisterwerk.
Außer den genialen Ingenieurbauten konstruierte Brunel
drei Schiffe die jedes für sich seiner Zeit weit voraus
waren.
Die 1838 gebaute "Great Western", ein hölzerner
Raddampfer, war das erste Passagier-Dampfschiff mit
regelmäßigen Verkehr zwischen Bristol und New York
(15 Tage).
Die 1845 fertiggestellte "Great Britain" ein eiserner
Schraubendampfer für 250 Passagiere und 1200 to Ladung
kann heute in Bristol als Museumsschiff besichtigt werden.
Brunels dritte Konstruktion, die "Great Eastern" wurde
bereits erwähnt.
Isambard Kingdom Brunel als bekanntester Ingenieur der
viktorianischen Epoche war seiner Zeit in vielen Disziplinen
weit voraus.
Während der industriellen Revolution veränderten
seine technischen Entwicklungen auf dem Gebiet des Eisenbahn-,
Brücken- und Schiffsbaus das Leben von Millionen von
Menschen.
Kein Ingenieur hatte je soviel Neuland beschritten wie dieser
Mensch (Breitspurbahn Riesenbrücken, Themsetunnel,
Schiffe).
Manfred Iffland Feb.2002
Quellen:
"ukonline.co.uk", Horst Bauer, u. A.