Die Hundekurve
Hierbei handelt es sich weder um die Körperlinien eines
Hundes noch um das Jagdverhalten von Hunden, als sie in grauer
Vorzelt in Rudeln ihren Opfern nachstellten.
Uns stellt sich nun die Frage, was hat die Hundekurve mit der Seefahrt zu tun.
Eigentlich nichts. Trotzdem können manche Skipper, die in
den skandinav. Schären oder im Wattenmeer unterwegs waren
ein Lied davon singen.
So hatten einige Skipper die Zeit und
Gelegenheit , hoch und trocken auf einer Sandbank liegend (oder
Schlimmeres), auf die nächste Tide wartend, über den
Sinn und Zweck der Hundekurve nachzudenken.
die Hundekurve, meist eine Hyperbel, schwimmt ein Hund von
einem Ort zum Anderen (Herrchen) in einem quer strömenden
Wasser (Bach, Fluß). Eine Ente, Gans, Wasserhuhn dagegen
wird die Strömung (Stromversetzung) einrechnen und den
Bach in gerader Linie queren.
Welchen "Kurs über Grund" wird wohl ein Mensch als
Landbewohner im Wasser zurücklegen wenn er ein bestimmtes
Ziel, die Tonne oder nach hartem 12 stündigem Segeln den
sicheren Hafen bei "Hundewetter" vor den Augen hat?
Welcher Skipper hat nicht schon einmal seinem Rudergänger auf die
Frage, wohin soll ich steuern, den Auftrag gegeben. "Halt doch
einfach auf die voraus liegende Tonne, Schäre oder
sonstiges Sichtzeichen zu".
Der Unterschied zwischen einem Guten und weniger guten
Steuermann (oder Skipper ???) wird sein, daß er schon
etwas von der Hundekurve gehört hat und, oder instinktiv
die Abdrift durch Strömung, Wind in seine Kurs nach Sicht
einrechnet.
Der eine oder andere Sportskipper wird mir entgegnen:
Daß kann mir nicht passieren, ich habe auf meinem GPS
eine Funktion "Autobahn" (Zielfahrt) und halte meinem Kurs
zwischen den Seitenstreifen.
Wenn das Gerät mit Differential-GPS arbeitet (wirklich danach arbeitet und es
nicht nur auf dem Gehäuse steht) dann möge er wohl
recht haben.
Alle Anderen, die noch mit älteren bzw.
Billiggeräten arbeiten, sollten die nach dem Ende der GPS
Erprobungsphase eingebauten Ungenauigkeit von +- 100 Meter mit
einrechnen. So sind Standortabweichungen, z.B. bei
Änderung der Satellitenkonstellation an der Tages bzw.
Minutenordnung.
Inzwischen sind diese Standort-Verschlechterungen vom
Betreiber zurückgenommen worden, sodass mit +- 20 Meter Genauigkeit
gerechnet werden kann.
Die MOB (Mann über Bord) Funktion ist wohl auch für
die Katz. Ebenso ist die Funktion Kurs und Speed mit Vorsicht
zu gebrauchen.
Viele GPS Besitzer haben sich sicherlich schon
gefreut, wenn ihre Yacht mit über 10 Knoten über das
Wasser gleitet und gewundert, wenn sie nur Sekunden später
mit drei Knoten dahin schleicht.
Empfehlenswert ist dabei den
Berechnungsmodus dieser Funktion auf Anzeige des Mittelwertes
aus 3 Minuten einzustellen.
Außerdem sollte man bei GPS-Genauigkeitsbetrachtungen
auf das eingestellte Kartendatum (damit ist nicht das
Herstellungsdatum gemeint, sondern das geodätische
BEZUGSSYSTEM Z: WGS72, WGS84, Europa) und der mittl.
Maßstab der Karte (1:50000 = 1mm = 50 Meter) achten.
Dabei stellt sich die Frage: Was ist genauer , die Karte, oder
das GPS System ?. Der genaueste Standort der Yacht ist manchmal
die harte Wirklichkeit eines Unterwasserfelsens in den
schwedischen Schären.
Ein guter Navigator sollte natürlich die Hundekurve
kennen, und vor Allem ein gesundes Mißtrauen
gegenüber seinen Positionsberechnungen hervorbringen.
Merke: Die meisten in Grundberührung oder Schlimmeren
gekommene Kapitäne wußten immer ganz genau wo sie
sich befanden, oder hatten noch nie etwas von einer Hundekurve
gehört.
Das stimmt erstaunlicherweise mit dem
Seemannsspruch : Die besten Kapitäne stehen immer an Land
(oder auf Grund) überein.
Da die "Hundekurve" für viele Grundsitzer oder
Schlimmeres verantwortlich ist sollte man nicht sämtlich
Hunde einschläfern lassen sonder bei der Ausbildung der
Sportskipper das Lernziel "Kenntnisse über das Verhalten
von Wasservögel in fließenden Gewässer"
einführen.
Außerdem sollte der Begriff " Kurs nach
Sicht oder Seezeichen" aus dem nautischen Sprachschatz entfernt
werden, und durch den Begriff "Entenlinie nach Sicht" ersetzt
und in die DIN aufgenommen werden.
Manfred Iffland Jan. 1999